Ernst May Preis 2023

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) setzt gemeinsam mit dem Fachgebiet für Entwerfen und Wohnungsbau der TU Darmstadt eine 30 Jahre alte Tradition fort. Nach der coronabedingten Pause vergab die NHW zum 16. Mal den Ernst-May-Preis. Der Ernst-May-Preis wird seit 1988 im Zwei-Jahres-Turnus für Studierende der TU Darmstadt ausgelobt, das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro stiftet die NHW. Ein Teil des Preisgeldes wurde in Form einer Startprämie von 100 Euro an alle Teilnehmer:innen ausgezahlt, die einen Beitrag einreichen und diente als Unterstützung der Studierenden in schwierigen Zeiten bereits während der Aufgabenbearbeitung für Material- und Druckkosten.

Ein WohnJoker für die Großwohnsiedlung Wiesbaden-Klarenthal

Thema der Ausschreibung war der Entwurf eines „WohnJokers“ für die Großwohnsiedlung Klarenthal in Wiesbaden. Dieser soll als neues Gebäude frische Impulse für die Bestände in der Großwohnsiedlung der NHW liefern. Im Idealfall verbindet er unterschiedliche Arten der Nutzung in einer flexiblen, hierarchielosen Struktur, vereint also z.B. flexibles, multifunktionales Wohnen mit nachbarschaftlichen sowie öffentlichen Angeboten unter einem Dach. Auf diese Weise soll eine innovative Struktur entstehen, die neue Modelle des Zusammenlebens zulässt und vieles von dem bietet, was über die Erfüllung der primären Wohnbedürfnisse hinausgeht. Der WohnJoker schafft Atmosphäre und Wohnraum für alle – „soziale Energie“ wird sichtbar und potenziert. Die Studierenden waren innerhalb dieser „Versuchsaufstellung" aufgefordert, sich mit der Typologie der Großwohnsiedlung in Wechselwirkung mit den aktuellen Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen und in ihrem Entwurf für einen WohnJoker zu reflektieren. Das von Professorin i.V. Audrey Shimomura geleitete Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau hat den diesjährigen Ernst-May-Preis ausgelobt und das Thema in Abstimmung mit der NHW herausgegeben.

Ausgezeichnet: Lea Jung, Fitore Delija, Fabian Helbig, Anna Burak und Ines Wiedemann
Ausgezeichnet: Lea Jung, Fitore Delija, Fabian Helbig, Anna Burak und Ines Wiedemann

Den ersten Platz belegte Lea Jung, deren Arbeit die Jury in Haltung und Methode begeisterte: „Mit großer Leichtigkeit und Virtuosität bedient sie sich bei Ernst May, kopiert eines seiner Häuser und löst dessen Struktur sukzessive auf, bis nur noch eine Schar winkelförmiger Stützen subtil und sperrig zugleich den Geschossplan prägt. Mittels ergänzender Leichtbauwände erzeugt sie geschossweise eine Variation aus konventionellen Wohnungen, kleinen Studios und kollektiven „Jokern“ mit großer Offenheit hinsichtlich ihrer Programmierung. Das charakteristische Winkel-Skelett verleiht dem Haus räumlichen Halt und eröffnet zugleich unzählige Möglichkeiten der Aneignung. Die neue Hülle besitzt einen eigenständigen Ausdruck, ohne dabei die Bindung zur bestehenden Siedlung zu verlieren“, so das Urteil der Jury.

Platz zwei belegte Fabian Helbig. Seine Arbeit ist laut Jury „… elaboriert durch alle Maßstäbe hindurch sorgfältig gestaltet sowie von herausstehender darstellerischer Qualität. Wir gratulieren zu einem beeindruckenden Projekt.“

Dritte wurde Fitore Delija, deren Arbeit die Jury so bewertete: „Mit großer Selbstverständlichkeit integriert Fitore Delija ein geknicktes Volumen in die städtebauliche Anlage von Ernst May, das in seinen Proportionen jedoch einen neuen Maßstab einführt. Mit der Gebäudetiefe eröffnen sich im Inneren des Baukörpers neuartige Angebote zur programmatischen Anreicherung von Klarenthal: Großzügige, produktive Hallen ziehen sich ausgehend vom Erdgeschoss durch das Haus und ermöglichen die Integration der Arbeit ins Wohnumfeld ebenso wie Freiräume für gemeinschaftliche Projekte sowie Möglichkeiten für Service-Angebote – zum Beispiel temporäres oder betreutes Wohnen und Kinderbetreuung.“

Anerkennungen erhielten Anna Burak und Ines Wiedemann. Die Jury, bestehend aus NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer, Tanja Reimer (Jury-Vorsitzende, Donet Schäfer Reimer Architekten, Zürich), Johannes Ernst (Steidle Architekten, München), Maren Harnack (Frankfurt University of Applied Sciences), Camillo Huber-Braun (Leiter des Stadtplanungsamtes Wiesbaden), Stephan Kuger (Projektentwicklung & Akquisition, NHW) traf ihre Entscheidung nach intensiver Beratung. Insgesamt wurden 19 Arbeiten eingereicht.

Mehr Informationen & Abbildungen (wird in neuem Tab geöffnet)

Die Arbeiten wurden am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt und im Stadtplanungsamt Wiesbaden ausgestellt.
Katalog zur Ausstellung (wird in neuem Tab geöffnet)